Dienstag, 25. August 2009

Capoeira, mehr als nur ein Tanz *Hier einige Styles + etwas Technik*

Es gibt zwei von allen Capoeiristas anerkannte große "Style", jeder dieser beiden wird mit speziellen Berimbau - Rhythmen gekoppelt gespielt und hat seine eigenen (inneren) Codices der ursprüngliche ist

Angola: = langsam, bodennahe, hinterlistig spielerisch, das Schauspielerische Element bzw.
Der "tänzerische - auch gauklerische"

Aspekt ist hier nach wie vor sehr stark und wichtig.

Die Überlieferungen besagen in etwa , dass es ganz am Anfang, zu Zeiten wo die Sklaven noch mit Fußfesseln unterwegs waren, grade mal zwei Handvoll Bewegungen gab und im Laufe der Zeit andere dazukamen.

Hohe Tritte und Akrobatik (ausser einen gerollten Salto im Spiel über den Rücken des anderen) kennt Angola nicht, aber sehr wohl teilweise Spiel auf den Händen, ausserdem keine geraden Kicks sondern eher etwas was man als "Wischbewegungen" bezeichnen könnte und auch plötzliche Tempowechsel für ein zwei Moves um den Gegner zu überraschen. Grade das langsame bodennahe Spiel braucht ein ausserordentliches Mass an Körperbeherrschung.

Mestre Pastinha hat sozusagen diesen Stil mit "Angola" bezeichnet und quasi vereinheitlicht ; und es ist ihm mit zu verdanken, dass Angola heute als eigenständig anerkannt wird.

Mestre Bimba ging einen anderen Weg er beschleunigte das Spiel, importierte gerade Kicks aus anderen KK und schuf damit die Basis für das was wir heute

Regional: = schnell und kampfbetont, aggressiv akrobatischkennen.

Anfänglich waren es wohl hauptsächlich die verschiedensten direkten Kicks und manche Akrobatischen Einlagen auf Händen die ein Novum in der Capoeira Welt darstellten, später kamen dann noch die gesprungenen Kicks dazu und ab den Siebziger Achtziger Jahren ging Capoeira einen reghaften Bewegungs-Austausch mit anderen Stilen ein, sodass wir heute sogar Breakdance Moves finden können.

Grao Mestre CamisaRoxa und Mestre Camisa gründeten in den 70ern Capoeira ABADÁ, eine Vereinigung die es sich zum Ziel setze, die Regional - Capoeira in ihrer ursprünglichen Form zu erhalten, ABADÁ ist mittlerweile die grösste (und weltumspannendste Vereinigung in der Capoeira Welt)
ABADÁ Capoeira kann man als leicht eigenständigen Regional Stil ansehen, sehr schnell und ziemlich kämpferisch geprägt.

Es gibt die die trennen und die die vereinen wollen.

In den späten 90 ern ist erstmals der Begriff Capoeira Contemporana aufgetaucht, "zeitgenössische Capoeira"hinter diesem Begriff versteckt sich die Bemühung, die manchmal doch sehr tiefen Gräben zwischen Angola und Regional mit Brücken zu verbinden.

Das heisst, Elemente aus der Angola in die Regional hinüberzunehmen und einen Stil zu schaffen, der sowohl schnell und akrobatisch ist, aber das grosse Orchester der Hinterlist und Tücke einbezieht...zu guter letzt:Capoeira (Free)Style ist kein eigener Stil, es handelt sich um eine Hybrid Mischung aus verschiedenen Bewegungen versch. Kampfkünste, (sehr viele aus der Capoeira), die vermutlich, weil Capoeira derzeit boomt, unter dem Titel Capoeira Style läuft.Capoeira ist es schon deshalb nicht, weil es eigentlich keine Capoeira ohne den dazugehörigen Kreis und die Musik gibt, und vor allem, weil Capoeira etwas anderes ist, als zielstrebig ein akrobatisches Move durch das nächste zu toppen Joe Eigo (kein Zweifel ein begnadeter Turner) als bekanntester der Freestyler bsp. wurde wohl noch nie in einer Roda gesehen, vermutlich würde er auch ziemlich flott eine paniert bekommen (kein Scherz, es gibt genügend Capoeiristas die dem Gegner während der einen Schraubensalto macht, einen fetten Kick verpassen.

Bei der WAKO (World Asso. of Kickboxing Org.) fällt Capoeira seit 2002 unter den Bereich "Softstyle, es werden Capoeira Weltmeister Titel vergeben, auch grosse Organisationen machen nicht davor halt, die Freiheit der Capoeira zu bombardieren.
Ob es gut ist oder nicht, muss jeder für sich entscheiden.
So das wars matroseedit:es ist Sache der einzelnen Schulen bzw. Mestres, welche Aspekte der Capoeira sie besonders hervorheben wollen, bei einer sogar relativ großen Anzahl der Schulen ist das nach wie vor der Kampf und Aspekte der Selbstverteidigung, aber in den letzten Jahren gibt es immer mehr Mestres und Schüler, die sich beider Stile bedienen und ihr Training mehr und mehr der "Kunst der Körperbeherrschung" widmen.

Capoeira techniken

Das Training, im direkten Kontakt jemanden zu Fall zu bringen, hat oftmals eine Sonderstellung. In der Regel findet das Capoeira-Technik-Training längere Phasen ohne Kontakt statt, je nach Schule wird von Zeit zu Zeit das Kontakt-Training mit verschiedensten Falltechniken oder auch Gegenangriffen und Immobilierungen am Boden schwerpunktmässig durchgeführt. Dabei wird folgenden Fragen nachgegangen.:

Wie bringe ich jemanden zu Fall?
Wie falle ich ohne mich zu verletzen?welche Möglichkeiten habe ich noch, meinen Gegner "mitzunehmen" und in letzter Sekunde das Blatt zu wenden?

Innerhalb des Trainings sind die Kontakt-Sessions (meistens) den Fortgeschrittenen vorbehalten und wird im Capoeira-Spiel auch nur gegen gleichwertige Gegner eingesetzt, v.a. aus Gründen der Verletzungsgefahr gehört es quasi zum guten Ton innerhalb einer Gruppe, keine "schwächeren" Gegner zu Fall zu bringen (es sei denn sie sind frech oder das ganze geschieht mit Übersicht und sozusagen in verringerter Geschwindigkeit) (Nebensatz: vor allem Newbies, das sind i.d.R. Schüler die erst ein halbes bis ein Jahr Capoeira praktizieren, werden generell nicht umgelegt)

Capoeira hat sehr viele bekannte Kick- und Schlagtechniken aus anderen KK importiert, diese werden aber äußerst selten losgelöst vom vollständigen Kontext der Capoeira angewandt.

Je nach Ausbildungsstand des Schülers können diese Techniken in einer realen Angriffs-Situation selbstverständlich auch sinnvoll verwendet werden.

Von Full-Kontakt kann nur in sehr sehr selten Fällen die Regel sein, meist geht es blitzschnell, ich habe aber auch schon mehrfach richtige Rangeleien in einer Roda gesehen, die man sonst explizit anderen KK zuordnen würde...in der Regel lassen Mestres in solchen Fällen das Spiel laufen, denn wie es so schön heisst: was in der Roda geboren wird soll auch dort begraben sein, soll heissen, die Hitze des Gefechts soll nicht in den Alltag mitgenommen werden.der Vollständigkeit halber:

Hier benenne ich nur einige Techniken, die sehr oft in der Capoeira anzutreffen sind:

1: Tesouras (Bein-Scheren)bringt eines oder beide Beine des Gegners zwischen die eigenen und verwendet die Beine quasi als Hebel -----> bodennaher Angriff, bei der der Gegner auf den Rücken (im schlechten Fall auf den Hinterkopf segelt)

2: Vingativas (muß sehr schnell sein) geht neben den Gegner und bei "plötzlicher" gleicher Blickrichtung wird eines der Beine hinter die beiden Beine des Gegners gestellt (wieder das Hebel-Prinzip) und der Ellbogen als Hebel in seinem Bauch-Brust-Zwerchfell Bereich verwendet.

3: Bencaosozusagen wie ein "kick" geradeaus der aber nicht "kickt" sondern "schiebt", damit kann man einen Gegner der grade bodennahe spielt, mit Nachdruck aus dem Gleichgewicht schieben.

4: aus Banda / Rasteira / Negativa ---- Beine wegziehenaus verschiedensten Postionen dem Gegner wenn er steht bzw. zu einem Kick ansetzt, mit dem Fuß unten am Knöchel einen kräftigen Zug zu geben, ----> gefährlich, da der Gegner auf dem Steißbein oder wenn er fliegt, auf dem Hinterkopf landetdas gibts auch in einer Hocke ähnlichen Stellung mit Deinem Hintern zum Gegner in der mit beiden Händen zwischen den Beinen durchgegriffen wird und der Gegner an den Knöcheln oder Hosenbeinen umgezogen wird

5: Cruz / Kreuzbei einem Kick des Gegners der in gerader Richtung kommt (Mindesthöhe Brust), mit seitlich gestreckten Armen (deshalb Kreuz) und in der Hüfte gebeugtem Oberkörper unter das Kick-Bein hinein, sodaß für den Bruchteil einer Sekunde das Bein über dem eigenen Oberarm zu liegen kommt, und sofort den Oberkörper aufrichten, da fliegt der Gegner, ein klassisches Beispiel für eine Umwandlung der gegnerischen Energie.

--------> auch diese Techniken sind auf der Straße in einem realen Kampf einsetzbar und tlw. sehr wirkungsvoll je nach Geschwindigkeit bzw. Timing der Ausführung, aber wie überall im Leben muß man genau wissen was man tut

Etwas Capoeira History.

Capoeira wurde ursprünglich von afrik. Sklaven in Brasilien entwickelt, die sie nutzten um ihren Unterdrückern gegenüber wehrhaft zu bleiben, aber auch um sich im Sklavenalltag eine gewisse kulturelle Identität zu bewahren.

Im Lauf der Geschichte kam es zu vielen Aufständen und gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen den Sklaven und den Portugiesen.

In welchem Maße die Capoeira dabei eine Rolle spielte ist weitgehenst ungeklärt.Während der langen Verbotszeit der Capoeira, existierte die Capoeira nur am Rand der Gesellschaft und wurde sehr häufig von Strassenbanden, den sogenannten Maltas praktiziert.

Diese kämpften oft mit Rasiermessern und trugen ein charakteristisches, seidenes Halsband zum Schutz ihrer Kehle.

Die Capoeira wurde gleichbedeutend mit kriminell und Capoeiristas waren gefürchtete Kämpfer, die teilweise sogar von Politikern für unlautere Zwecke angeheuert wurden. Aber auch Polizisten liessen sich in der Kampfkunst ausbilden. So kam es auch das viele Jäger der Capoeiristas, selber Capoeiristas waren. Als Feuerwaffen immer erschwinglicher wurden, verlor die Capoeira mehr und mehr ihre Bedeutung in den Bandenkriegen und diente bald nur noch als Mittel um sich vor Publikum damit einen schnellen Groschen zu verdienen.

Zur selben Zeit erkannte Manoel dos Reis Machado (Mestre Bimba), das die echte Capoeira (heute Angola) mehr und mehr zu degenerieren drohte und vielmals zur reinen Show, ohne Musik, Tradition und Charakter verkommen war. Mestre Bimba wollte die Capoeira legalisieren und ihr den Respekt verschaffen der Ihr gebührte. Um dies zu erreichen musste er die Capoeira mehr in den Mittelpunkt der Gesellschaft bringen.Mestre Bimba begann damit die Capoeira Angola zu "dynamisieren". Er führte schnellere Toques (Rythmen) ein, fügte neue Techniken hinzu und erfand Lehrsequenzen und Methoden um die Capoeira effektiv zu trainieren. Er nannte diesen Stil zunächst "Luta Regional da Bahia" (Regionaler Kampf von Bahia), später sollte er jedoch unter dem Namen "Capoeira Regional" bekannt werden.

Nachdem er sich mit seinem Capoeira Regional vertraut gemacht hatte, fing er an es in anderen Rodas auszuprobieren. Er kam, ging in die Roda und schlug die anderen Capoeiristas, in die Flucht.

In den dreißiger Jahren mit Beginn eines neuen Zeitalters und im Zuge von gesellschaftlich-politischen Veränderungen bekam auch der von Mestre Bimba geschaffene Stil die Chance, andere gesellschaftliche Schichten zu erreichen. 1936 forderte Mestre Bimba jeden Kämpfer jeden Kampfstils auf sich mit seinem Capoeira Regional zu messen. Der Ort der Kämpfe war der Park Odeon am Praça da Sé. Es gab 4 Kämpfe gegen Vitor Benedito Lopes, Henrique Bahia, José Custódio dos Santos und Américo Ciência. Der längste Kampf dauerte 1 Minute und 10 Sekunden, was seinen Namen, den er im Viertel hatte, unterstrich („3 Pancadas“-„3 Schläge“). Dies war das Maximum, was seine Gegner aushielten. Die Zeitungen titelten „Bimba é bamba!“, was soviel bedeutet, wie „Bimba ist ein As“ („O Estado da Bahia“). Und die Capoeira kam langsam in aller Munde.

Am 23.7.1953 lud ihn der populistische Präsident Getúlio Vargas in seinen Palast ein um sich diese moderne Capoeira präsentieren zu lassen. Während der Präsentation vernahm Bimba ein Kommentar des Präsidenten: "Capoeira ist der einzig wahre Nationalsport".In den Folgejahren schaffte es die Capoeira sogar zeitweise in die Handbücher des brasilianischen Militärs und wurde von Soldaten, hautpsächlich zum körperlichen Drill, trainiert.

Die heutige Capoeira zeigt sich zumindestens in Europa weitgehenst friedlich. Das heutige Spiel zwischen zwei Capoeiristas, würde man mit Kampfsport-Termen in etwa als "Semikontakt" bezeichnen.

Dennoch kann sich ein Spiel durchaus auch zu "Vollkontakt" entwickeln.

Die einzige Regel dabei ist das dies weitgehenst mit Capoeira-Techniken, Tritten und Schlägen von sich geht, wobei es auch vorkommt das das Spiel am Boden in Grappling Manier fortgeführt wird.

Einige Gruppen trainieren dies sogar speziell.

In der Regel trennt aber der Leiter der Roda die Capoeiristas nach einiger Zeit worauf dann meist ein neues, nicht minder kontaktvolles Spiel beginnt.

Dennoch ziehen es die meisten Capoeiristas vor die Roda unverletzt zu verlassen und beweisen ihre spielerische Überlegenheit lieber damit das sie die Schwächen des Gegners mit angedeuteten oder leichten Tritten, leichten Schlägen an den Kopf und ins Gesicht (Galopantes) offenlegen oder ihn mit Würfen und Beinfegern (Bandas) zu Boden bringen.

Der wilde Charakter der Capoeira ist aber dennoch trotz ihrer Massentauglichkeit noch häufig zu spüren.

So gibt es noch eine Toque namens Santa Maria, in der beide Capoeiristas mit Rasierklingen gegeneinander spielen. Auf Gruppen die diese Spielart noch originalgetreu praktizieren, trifft man aber zumindestens in Europa eher selten.

Sehr weit verbreitet ist die Missdeutung des Maculele als "Stockkampf der Capoeira".Maculele ist ein Tanz der ursprünglich zur Zuckerrohr-Ernte von den Sklaven praktiziert wurde und bei dem sie im Takt ihre Macheten gegeneinander schlugen.

Heutzutage wird Maculele von den meisten Gruppen anlässlich von Feiern wie der Batizado (Taufe) aufgeführt. Statt den Macheten verwenden die meisten Gruppen, wegen des Verletzungsrisikos und wohl auch aus Kostengründen einfache Stöcke.

Was ist Capoeira?

1: Was bedeutet der Name Ihrer Kampfsportart?

Die Herkunft des Namens "Capoeira" ist nicht zweifelsfrei geklärt. Folgende Lesarten sind anerkannt:a: der Name könnte in Verbindung stehen mit einer Vogelart, die auf Lateinisch: " odontophorus capoeira spix" heißt und deren Männchen als besonders eifersüchtig und streitlustig gelten.b: in der brasilianischen Ur-Sprache Tupi-Guarani gibt es ein ähnliches Wort das "abgeholzter Wald" bedeutet.c: Brasilianisch-Portugiesisch: "capao" ist der "Hahnenkampf"

2: Wie definieren Sie Ihre Kampfsportart?

Capoeira ist Kampfkunst und Tanz gleichermaßen, unabhängig von Geschlecht, Alter oder Herkunft. Es ist die Freude sich zu bewegen, die Freude seinen Körper kennenzulernen und zu beherrschen. Die Bewegungen, die oft auch aus dem Tierreich übernommen wurden, können von Frauen, Männern und Kindern im nahezu beliebigen Alters mit unterschiedlicher Kondition, Beweglichkeit und Schnelligkeit nachvollzogen und erlernt werden. Wichtig ist ein offener Geist. Bewegung, Gesang und Musik verbinden sich und somit verschmelzen auch Körper, Geist und Seele zu einer harmonischen Einheit. Capoeira wird immer von Musik begleitet. Das wichtigste Instrument ist die Berimbau, ein Musikbogen mit einer Seite. Fast immer wird die Berimbau noch von einer Atabaque (Trommel) und einem Pandeiro (Tambourin) begleitet. Der Gesang von Capoeira-Liedern ist ebenfalls ein elementarer Bestandteil eines Capoeiristas.

3. Für wen ist die Kampfsportart geeignet?

a: Kinder ab 6, Erwachsene mit oder ohne sportliches Vorleben, ein gewisses Maß an Fitness und Kondition ist allerdings von Vorteilb:
b: sowohl weiblich als auch männlich, mittlerweile beträgt der Frauenanteil in einigen Gruppen bis zu 50%c:
c: sowohl Sportler als auch SV´ler die neben Aspekten der SV auch die Gesamt-Koordination des Körpers verbessern wollen.

6: Was hat Ihre Kampfsportart für eine Geschichte?

Vor ca. 300 Jahren, zu Zeiten der portugiesischen Kolonisation, wurden über Lissabon afrikanische Bantu-Stämme aus Angola nach Brasilien verschleppt, die die Urform der Capoeira mitbrachten. Was aber ursprünglich ein ritueller Tanz war, entwickelten die Sklaven in kurzer Zeit zur einer durchaus effektiven Selbstverteidigungstechnik. Doch natürlich durfte diese Technik nicht frei erlernt werden, so tarnten die Sklaven diesen Kampf in einen Tanz (deswegen wird Capoeira heute auch gerne als afro-brasilianischer Kampftanz bezeichnet). Diese ganzen Geschehnisse spielten sich hauptsächlich im brasilianischen Bundesstaat Bahia ab, wo die Sklaven auf riesigen Zuckerrohrfeldern ein armseliges Leben führten. Mitte des 19. Jahrhunderts wurden die Kolonialherrscher immer mehr und mehr auf diesen rebellischen Kampftanz aufmerksam und das Ausüben von Capoeira wurde unter schwerer Strafe gestellt. Bis 1937 war Capoeira offiziell in Brasilien verboten, da die dort herrschende Oberschicht immer noch Angst vor den Kampfkünsten der schwarzen Sklaven hatte.Nur herausragenden engagierten Capoeiristas wie Mestre Bimba ist es zu verdanken, daß die Capoeira wieder Einzug in die brasilianische Kultur gefunden hat. Heutzutage wird durch zahlreiche Capoeira-Projekte in Brasilien vielen Strassenkindern eine bessere Zukunftsperspektive gegeben, da Capoeira ihnen auch Selbstvertrauen und Verantwortungsgefühl vermittelt.

Im Web findet man u.a. auf folgenden Sites gute geschichtliche Darstellungen:

http://www.capitaes-de-areia.com/html/geschi.html
http://www.brasilien.de/volk/sport/capoeir.asp
http://www.capoeira-hannover.de/geschichte.html

Folgenden Artikel "CAPOEIRA - Zur Geschichte einer afro-brasilianischen Kunstform zwischen Anpassung und Widerstand" von Matthias Röhrig Assunção , Lektor an der Universität von Essex möchte ich ganz besonders empfehlen. In seinem Essay zeichnet der Autor in kompakter und gut lesbarer Form die wesentlichen Stationen der Geschichte der Capoeira nach. Zudem geht er der Frage nach inwieweit die Capoeira auch als Widerstandsform Bestand hat und welche Rolle sie als afro-brasilianische Kulturform in der Modernisierung der brasilianischen Kultur spielt. Der Artikel erschien 1999 in Dietmar Rothermund (Hg.), Aneignung und Selbstbehauptung in der Geschichte der Europäischen Expansion, Oldenbourg, München, S. 317-44.

http://www.capoeira.de/literatur/artikel/assuncao/CAPDTSC4.dochttp://www.capoeira.de/literatur/art...o/CAPDTSC4.pdf

7: Was für ein Prüfungsprogramm haben Sie?

Capoeira kennt kein festgelegtes Prüfungssystem.nach einem Jahr Training erhält der Schüler im Rahmen einer Batizado (Taufe) seinen ersten Gürtel, bei entsprechender Weiterentwicklung etwa alle 1 bis 2 Jahre einen höhergraduierten Gürtel (nach Ermessen des Lehrers).zur Weiterentwicklung eines Schülers zählen nicht nur der Erwerb körperlicher Fähigkeiten und bestimmter Kampf-Techniken, sondern auch Auseinandersetzung mit der Musik der Capoeira (d.h. sowohl das Spielen verschiedener Instrumente als auch Singen brasilianischer Lieder) und dem prinzipiellen Verständnis der Geschichte und anderer (bsp. religiöser) Aspekte der Kampf-Kunst-Form Capoeira.

In der Regel gilt ein Capoeirista nach etwa 5 bis 7 Jahren als "formado" d.h. ausgebildet und darf ab diesem Zeitpunkt ---> mit Einverständnis seines Meisters selbst mit dem Unterrichten beginnen. man begegnet in diesem Zusammenhang auch dem Begriff des "instrutors"

er ist nach dieser Zeit allerdings noch ein großes Stück weit vom Titel "Mestre" entfernt. nach weiteren 5 Jahren kann er den Titel bzw. die Graduierung des "Professors" erlangen und spätestens zu diesem Zeitpunkt darf er eine eigene Schule öffnen, muß aber nach wie vor weiter den Weg des Lernens gehen.

In der Regel werden weitere gute fünf Jahre vergehen, bis man den Titel Contra-Mestre bekommt und letztendlich werden etwa 20 bis 25 Jahre seit dem ersten Kontakt mit der Capoeira vergangen sein, bis zumindest theoretisch die Möglichkeit besteht, ein in der gesamten Welt anerkannter "Mestre" zu werden.

Dieses System der Graduierung ist nur mit Einschränkungen kompatibel zu anderen Kampfkünsten. Capoeira hat sein Graduierungssystem von anderen Kampfkünsten übernommen, allerdings nicht einheitlich, es gibt mehrere verschiedene farbliche Systeme der Gürtel, bis heute konnte keine Einigung bzw. weltweit verbindliche Reglements erzielt werden.

8: Was sind die Prinzipien Ihrer Kampfsportart?

Capoeira schult die physischen und geistigen Reaktionsmöglichkeiten innerhalb eines Kampfes. Die Sequenzen bestehen aus Angriffs- Verteidigungs- und Positionierungs-Bewegungen, jedoch nicht primär auf einer attackierenden Art und Weise, sondern Capoeira hebt besonders das Studium des Gegners hervor, um den Kontrahenten bei dessen Fehlern aus dem Gleichgewicht und somit zu Fall zu bringen.Bei der Capoeira sind innerhalb des bewegungstechnischen klar umrissenen Systems im Prinzip jeder Angriff und jede nötige Verteidigung erlaubt, allerdings bedeutet die Berührung des Bodensmit dem Rücken oder Gesäß, daß das "Spiel" bzw. der Kampf verloren ist.

9. Musik, Technikserien, Videos

Einzigartig unter den Kampfkünsten ist das eng verzahnte Verhältnis der Capoeira zur Musik.Zur ersten Orientierung dieses sehr komplexen Themas können Sie sich unter folgendem Link umsehen:

http://www.capoeira.de/musik/musik.html

Über die Peer2Peer Netzwerke wie WinMX, Gnutella, Bearshare etc. können Sie sich ebenfalls auf die Suche begeben.Die Suche nach guten Videos ist ein bißchen wie das Wühlen nach einer Stecknadel im Heuhaufen, mittlerweile gibt es aber sowohl einige kommerziell vertriebene als auch frei im Inet verfügbare Clips und Videos.

http://www.all-dance.com/plus/videos/capoeira.phphttp://www.purestyle.org/site/index_fr.htm

10. Gibt es in Ihrer Kampfsportart Wettkämpfe?

Eigentlich Nein, allerdings gab es vor drei Jahren erstmals eine Capoeira-Weltmeisterschaft.Selten findet man auch sogenannte "Jogos" --- "Spiele" angekündigt, die Wettkampfcharakter (mit bsp. Punktvergabe im Kampf) haben, allerdings ohne einheitliches Regelsystem. In der Regel wird dann die Qualität des Spiels und auch musikalische Kenntnisse eines Schülers bewertet.

12: Buchtipps:

Capoeira - Die Kultur des Widerstandes, Dirk Hegmanns, Schmetterling Verlag, ISBN 3-926369-92-2

Capoeira - A Brasilian Art Form, Bira Almeida (MestreAccordeon), North Atlantic Books, Berkeley - California

Capoeira - Kampfkunst und Tanz aus Brasilien, Nestor

Capoeira, Weinmann Verlag, ISBN 3-87892068-7Sprechende Körper, Piero Onori, Edition Dia, St.Gallen, ISBN 3-90548233-9